Körpergefühl

 

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Unser Umgang mit unserem Körper ist stark von den Verhaltensweisen unserer Eltern und dem Glaubenssystem, in dem wir aufgewachsen sind, beeinflusst. Spätestens nachdem wir das Elternhaus verlassen, sind wir nicht mehr verpflichtet, die dort erlernten Gewohnheiten weiterzuführen.

Als Adam und Eva oder die Menschheit vor Tausenden von Jahren entschied, die Frucht der Weisheit zu essen, wie die Bibel berichtet, wurde damit die Entscheidung getroffen, die Welt nicht nur zu erkunden sondern auch zu erobern. Und dies beeinflusst unseren Umgang mit unserem Körper.

Anstatt den Körper gewähren zu lassen und seinen natürlichen Bedürfnissen nachzugehen, entscheidet meist der Kopf, was der Körper braucht und möchte. Der Körper verliert seinen eigenen Willen und ordnet sich der Vorstellung des Kopfes oder anderer Köpfe unter. Wenn wir gegenüber der Stimme des Körpers, der Liebe des Herzens offen bleiben, wird ein Weg zu finden sein, den Bedürfnissen des Körpers zu antworten und Harmonie mit der Natur zu finden. Wenn wir aber eine Mauer um unser Herz errichten, können wir seine Stimme nicht mehr hören und wir verlieren den Kontakt zu unserem Körper und seinen Bedürfnissen. Dann glauben wir zu wissen, was unser Körper benötigt, weil uns das unser Kopf erzählt.

Wenn wir mit unserem eigenen Körper nicht frei kommunizieren können, wie können wir mit dem Körper anderer kommunizieren, z. B. dem unserer Liebhaber? Unser Kopf dominiert die Begegnung und lässt unserem Körper keinen Raum, die wahre Natur der Begegnung zu erfahren. Das Resultat ist oft unbefriedigend und frustrierend. Anstatt des offenen Austauschs mit dem Partner haben wir womöglich das Gefühl, einer Rolle entsprechen zu müssen und unser Kopf überzeugt uns, dass dies die Wirklichkeit sei. Der Glaube, etwas zu fühlen, dominiert über das wirkliche Gefühl. Das Befolgen eines geglaubten Gefühls ist der Weg, dem Kopf zu folgen. Es ist nicht Natur, sondern Absicht, es zeigt nicht den Weg zur Wahrheit, sondern zu Verstellung, Verlangen und zur Sehnsucht.

Statt wahre Gefühle zu erfahren, erleben wir eine Serie von vom Kopf bestimmten Erfahrungen, die uns nicht mit innerem Frieden, sondern mit Sehnsucht nach mehr erfüllen: Quantität statt Qualität.

Diese Haltung verbraucht die Welt, alles wird ausgeschöpft und dennoch brauchen wir immer mehr, um zufrieden und glücklich zu sein. Die innere Harmonie ist die Grundlage eines Gleichgewichts in unserem Leben und mit unserer Umwelt. Sie ist die zentrale Aufgabe in verantwortlichem Leben und Lernen.

(Foto: Linda Troeller, New York)