Was wäre der Unterschied, wenn ich denken würde, es gäbe keinen Gott?
Ich würde mich völlig alleine fühlen.
Ich würde mich völlig mächtig und völlig ohnmächtig fühlen.
Ich würde meine Kraft verlieren.
Meine Kraft kommt nur durch die Verbindung mit dem über mich Hinausgehenden, mich Umfassenden.
Durch die Einbindung in das Ganze.
Durch meinen Dialog mit meinem höheren Ich, einem Du, das mir Antworten gibt, die mein Ich versteht.
Dieser Dialog beängstigt mich, weil er höchst individuell und ungewöhnlich ist und mich damit wieder auf mich selbst verweist.
Nicht, dass ich dieses Alleinsein ablehne.
Es beängstigt mich durch die mich umgebende feindliche Welt.
Mich den Anfeindungen zu stellen, mein Ich, mich selbst zu schützen und zu mehren ist mein Anliegen. Doch bin ich so angreifbar in dem Moment, in dem ich mein Ich nach außen wende.
Strategie ist notwendig.
Ich jedoch lebe nur, gleichzeitig wissend, dass dies nicht genug ist.
Meinen Weg sollte ich bestimmen. Vorausplanen. Beschreiten. Nicht nur einfach leben. Ich weiß, dass das nicht genug ist. Und mache es mir doch so bequem. Bei der Strafe des Untergangs. Eines sinnlosen Untergangs.
Gefordert bin ich in dem mich Einlassen mit den herrschenden Regeln der Welt.
Und doch so zerrissen.
Zwischen dem Sein und dem Schein.
Ich möchte nur sein.
Und habe doch gleichzeitig die Befürchtung, dass dies zum Sein nicht genügt, sondern mein Sein gefährdet. Aber ach, ich möchte diesen Luxus nicht aufgeben müssen, ich zu sein. Das ist mein Konflikt.
Den ich sicher nur lösen kann, indem ich akzeptiere, dass ich in allen Fällen Strategien entwickeln muss.
Und was habe ich die Berechnung immer abgelehnt.
9/98